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Eine Alltagsstruktur mit Kindern trotz Schulschließungen


In meinem letzten Beitrag habe ich darüber geschrieben, wie wichtig es ist, dass sich Kinder insbesondere in der aktuellen Situation im häuslichen Umfeld aufgehoben und sicher fühlen. Auch eine immer wiederkehrende Alltagsstruktur trägt bei Kindern zur Orientierung und zu einem Sicherheitsgefühl bei. Ich persönlich habe gute Erfahrungen damit gemacht, den Tag meiner Kinder und somit auch meinen Tag zu strukturieren und zu visualisieren. Dies schafft für alle Transparenz und eine gute Grundlage für Gespräche und eine Rhythmisierung. Rituale helfen dabei, sich sicher und wohl zu fühlen. Das gilt natürlich nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Jede und jeder von uns hat eigene Gewohnheiten, den Tag zu strukturieren. Das fängt beim Kaffee oder Tee am Morgen an und hört mit einem irgendwie gestalteten Einschlafritual auf. Neben ritualisierten Tagesabläufen ist es natürlich wichtig, dass Kinder den schulischen Verpflichtungen nachkommen. Auch die häusliche Arbeit und das Spiel müssen irgendwie in den Tag integriert werden.

Unser Familientag sieht zum Beispiel so aus:

Wir haben die Verabredung, dass um 8.30 Uhr die „Schule“ beginnt. Am Wochenende zuvor haben wir auf Grundlage der Vorgaben der Schule einen Wochenplan erstellt, der Pflichtaufgaben für den jeweiligen Tag sowie Wahlaufgaben enthält. Meine ältere Tochter kann sich die Reihenfolge der Aufgaben frei aussuchen und hakt entsprechend ab, wenn sie etwas erledigt hat. Um 9.30 Uhr gibt es eine kurze Pause mit einem kleinen Snack und einer Bewegungszeit, z.B. in Form von Yoga oder einer kleinen Aktivität an der frischen Luft. Das hat sich bei meiner Tochter so ergeben, daran sieht man, wie wichtig Kindern der Rhythmus ist, der auch in der Schule vorherrscht. Nach der Pause arbeitet sie weiter. Gegen 11.30 Uhr beginnen wir zu kochen, meistens helfen meine Kinder mir dabei. Die Gerichte haben wir am Wochenende gemeinsam ausgewählt, einen Plan erstellt und entsprechend eingekauft, sodass es auch keine Diskussionen über das Mittagessen gibt.

Nach dem Essen gibt es eine etwas längere Pause und am Nachmittag werden noch die Dinge des Wochenplans erledigt, für die am Vormittag noch keine Zeit war.

Unsere jüngere Tochter geht in die Kita und hat natürlich noch keine Aufgaben. Sie wollte aber auch gerne so wie ihre ältere Schwester einen Wochenplan haben und deshalb wir ahmen das dann nach. Meistens ist es so, dass sie sich am Morgen mit an den Tisch setzt und in ein paar Malbüchern/ Vorschulbüchern arbeitet. Ich halte aus didaktischen Gründen nicht viel von solchen Büchern, jedoch macht es meine Tochter gerne und dann ist es ja eine schöne Beschäftigung. Natürlich ist ihre Konzentrationsspanne nicht besonders lang und so brauche ich spätestens nach einer halben Stunde eine andere Aktivität. Diese überlege ich mir meistens schon einen Tag zuvor, damit es in dem Moment nicht zu stressig für alle wird. Es gibt schöne Ideen im Internet in diversen Blogs, es kann aber auch etwas ganz Einfaches sein: Seifenblasen, Eier bemalen, etwas ausschneiden… Aus so einer kleinen Aktion ergibt sich dann manchmal eine kleines Spiel mit sich selbst.

Für meine Kinder und auch für uns als Eltern ist es wichtig, zwischen Arbeit und Freizeit zu unterscheiden. So freuen wir uns am frühen Nachmittag auf gemeinsame Spiele und freie Zeit.

Eine wichtige Anmerkung aus pädagogischer und didaktischer Sicht: Es macht Sinn, umfangreichere Aufgaben auf mehrere Tage zu verteilen. Sollen die Kinder zum Beispiel einen Text verfassen und überarbeiten, bietet es sich beispielsweise an, am ersten Tag den Text zu planen, an den kommenden Tagen zu schreiben, am vierten Tag den Text zu überarbeiten (gerne mit Hilfe eines Elternteils) und am fünften Tag den Text in Schönschrift aufzuschreiben. So teilt man die Aufgaben in kleinere Päckchen und es bleibt für die Kinder übersichtlich und machbar. Es ist für Kinder (aber natürlich auch für Erwachsene) ein gutes Gefühl, nach einer begrenzten Zeit einen Haken zu setzen und Stolz zu empfinden, etwas geschafft zu haben.

Je jünger die Kinder sind, umso niedriger ist die Konzentrationsspanne. Das sollte auch bei der Beschreibung der Aufgaben im Wochenplan berücksichtigt werden. Für Kinder in der 1. Klasse reichen beispielsweise Aufgaben die einen Umfang von 15 Minuten nicht überschreiten. Die Kinder können sich natürlich auch eine Stoppuhr stellen.

Um den Kindern Erfolgserlebnisse zu ermöglichen, sollten die Pflichtaufgaben des Tages sehr übersichtlich sein und durch Wahlaufgaben für die gesamte Woche ergänzt werden. Das können Aufgaben sein, die in der Woche in jedem Fall erledigt werden müssen (dann kann nur der Zeitpunkt frei gewählt werden) und auch Aufgaben, die komplett freiwillig sind. Es ist für die meisten Kinder ein schönes Gefühl, zu wissen, dass man die Pflicht schon geschafft hat und nun „nur“ noch die freiwilligen Aufgaben folgen. Wahlaufgaben können die Aufgaben der Schule enthalten und auch andere Aufgaben beinhalten. Wir haben gute Erfahrungen mit Aufgaben gemacht, die häusliche Tätigkeiten mit einbeziehen, zum Beispiel Betten machen, Kleiderschrank aufräumen, einen Kuchen backen, Oma und Opa einen Brief schreiben und so weiter. Selbstbestimmtes Arbeiten ist für Erwachsene und für Kinder eine Gelingensbedingung für motiviertes, freudvolles Arbeiten und damit auch für einen guten Lernertrag.

Sollte dir auffallen, dass der Plan für die Woche an der ein oder anderen Stelle zu umfangreich ist: Einfach während der Woche korrigieren. Nichts ist in Stein gemeißelt! Du lernst dein Kind im schulischen Kontext nun erst so richtig kennen und es ist normal, dass du dein Kind zunächst in seinem Arbeitsumfeld beobachten musst, um einzuschätzen, wie die Aufgaben verteilt werden könnten. Frustrationen sollten auf jeden Fall vermieden werden, natürlich vor dem Hintergrund, dass dein Kind grundsätzlich Lernbereitschaft zeigt.

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